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Über Peter Bulthaup

Angaben zur Person

Peter Bulthaup wurde am 13. Juli 1934 geboren. Durch seinen Vater, der sich neben seiner Tätigkeit als Gewerkschaftssekretär autodidaktisch weitergebildet hatte, erhielt auch Peter Bulthaup Gelegenheit zu umfassender literarischer Bildung. Trotz dem Wunsch, Dramaturg oder Theaterregisseur zu werden, studierte er auf die pragmatische Weisung des Vaters hin in Göttingen (1955-1958) und Frankfurt am Main (1958-1963) vor allem Physikalische Chemie, worin er 1962 das Diplom erwarb und 1968 promovierte mit einer Arbeit über Präzisionskalorimetrische Bestimmung der Differenz der Nullpunktsenergien von H2, HD, D2 und H2O, HDO, D2O; die Arbeit wurde betreut von Hermann Hartmann und Valentin Freise. Zusätzlich studierte er Philosophie und in Frankfurt auch Soziologie, dort dann bei Adorno und Horkheimer. Nach Hilfskraftstellen (1962-1964 als WHK) und Assistenzverwaltungen (1964-1967) in der Physikalischen Chemie wurde er Ende der 1960er Jahre Lehrbeauftragter für Philosophie in Frankfurt. Er versah vor allem Seminare zum Bereich der Philosophie der Naturwissenschaften, sowohl in erkenntnistheoretischer als auch in gesellschaftstheoretischer Hinsicht. Nach dem Tode Adornos und dem Weggang Horkheimers wurde die Situation für deren Schüler in Frankfurt rasch schwieriger, zumal das Nachfolgerproblem nicht im Sinne der kritischen Studenten gelöst wurde. Unter finanziell äußerst schwierigen Bedingungen und in zunehmender akademischer Isolation war Bulthaup einige Jahre mit Editionsprojekten zu Benjamin und zu Stalin beschäftigt, verfasste eine Reihe von Aufsätzen und Rezensionen und hielt Vorträge. Ebenso entstand der Band ‚Zur gesellschaftlichen Funktion der Naturwissenschaften‘.

Für größere Turbulenzen sorgte die förmliche Bewerbung auf einen Lehrauftrag an der Universität Heidelberg. Ein Institut dieser Universität hatte Forschungsgelder in geringer Höhe von der Nato erhalten. Empörte Studenten setzten die Einrichtung eines Lehrauftrags für „Naturwissenschaft und Verwertung“ durch; der Wunschkandidat war Bulthaup. Da es in den Gremien hierüber Streit gab, wurde der Lehrauftrag in der ZEIT ausgeschrieben und ein umfangreiches Besetzungsverfahren abgehalten. Letztlich wurde nichts daraus.

Mit dem Pädagogik-Professor Heinz-Joachim Heydorn hatte Bulthaup in Frankfurt einige Lehrveranstaltungen abgehalten. Über diese Bekanntschaft erlangte er schließlich 1973 den Ruf auf eine Professur für Didaktik der Naturwissenschaften an der TU Darmstadt. Hier war er vor allem für die theoretische und praktische Ausbildung von Studenten des Lehramts an Gewerbeschulen zuständig.

Schon 1974 folgte der Ruf einer Professur für Philosophie mit dem Schwerpunkt Naturphilosophie an der TU Hannover, die er 1975 antrat. Dies war maßgeblich durch den Einsatz Oskar Negts im Berufungsverfahren gelungen. Da die Kommission paritätisch besetzt war, gaben die Stimmen der studentischen Mitglieder den Ausschlag, während die Professoren fast geschlossen gegen Bulthaup gestimmt hatten. Dieser Umstand und Gerüchte über Bulthaups marxistischen Politikbegriff führten zu einer Anfrage im Landesparlament.

Bulthaup blieb Professor am Philosophischen Seminar der Universität Hannover über seine Pensionierung 1999 hinaus, solange es der Gesundheitszustand zuließ, bis zum WS 2002/03. Seit Anfang der 1980er Jahre war seine Lehrtätigkeit krankheitsbedingt immer wieder unterbrochen oder eingeschränkt. Auch die Produktion von Aufsätzen und Vorträgen lässt von dieser Zeit an nach. Allerdings war auch von den vorher verfassten Arbeiten nur ein kleiner Teil veröffentlicht worden. Es kam vor, dass eine Sammelpublikationen ganz aufgegeben wurde, weil der abgelieferte Beitrag Bulthaups, dessen Aufnahme vertraglich vereinbart war, nicht den politischen Erwartungen der Herausgeber entsprach. In einem anderen Fall konnte der Beitrag nur mit dem Zusatz publiziert werden, dass Bulthaup mit dem Titel des Sammelbandes nicht einverstanden war.

Dem Gesellschaftswissenschaftlichen Institut Hannover war Bulthaup von dessen Gründung 1991 an als Beirat verbunden. Vor einer schweren Operation im Jahr 1997 überließ er dem Institut als Vorlass sein gesamtes wissenschaftliches Werk. Das Institut publizierte noch zu Lebzeiten die zweite Auflage des Bandes „Zur gesellschaftlichen Funktion der Naturwissenschaften“ sowie den Sammelband „Das Gesetz der Befreiung“. Nach seinem Tod am 29. 10. 2004 kamen die Manuskripte der Vorlesungen sowie umfangreiche weitere Manuskripte und Materialien in den Besitz des Instituts, wo sie seitdem archivarisch erfasst, bearbeitet und elektronisch gesichert werden.